Annette Giesen ist am 27. Februar nach Mali gereist um den Stand einiger laufender Projekte vor Ort zu verfolgen und ein neues Projekt anzustoßen.
So wie es möglich ist, schickt Sie uns Ihre Reisenotizen, die wir hier veröffentlichen:

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13.03.2019 - Lafiabougou in Bamako und der "Place to be", der Place Can

Place Can in Bamako, MaliMeine Gastfamilie lebt in der Millionenstadt Bamako im Quartier Lafiabougou. Ich mag diesen Stadtteil. Direkt am Haus der Gastfamilie gibt es morgens einen Markt mit frischem Gemüse aus den umliegenden Dörfern. Da ich regelmäßig zu Gast bin, kennen mich die Leute schon und ohne ein:"Ca va?", ein "Wie geht´s?" bzw. ein "I ka kene?" (das ist Bambara) kommt man nicht weiter. Abends kein Zucker mehr für den Tee im Haus? Kein Problem. In der kleinen Boutique an der Straße gibt es bis tief in die Nacht noch Nachschub. In 10 Fußminuten Entfernung kommt man zum Zentralmarkt von Lafiabougou. Frau findet dort fast alles. Neben Lebensmitteln, Haushaltswaren und Fleisch in Form von lebenden Hühnern liegen die Haare, die sich die Malierinnen gern einflechten und die berühmten WAX, die bunten Stoffe. Gleich nebenan ist auch der Schneider zu Hause, der innerhalb kürzester Zeit ein figurschmeichelndes Kleid oder einen Boubou aus dem gewünschten Stoff zaubert.

Mitten auf dem Marktplatz, ganz in Gold steht eine Statue von Ali Farka Touré dem berühmten malischen Musiker. Er kam aus Lafiabougou und wird dort besonders verehrt.
Am Abend treffen sich die jungen Leute aus dem Quartier auf dem Place Can. Im Prinzip sieht der Platz wie ein zu groß geratener Kreisverkehr aus. Ein Riesenfußball deutet auf den CAN; Cup Afrique National, den Afrikacup, hin. Die Skulpturen afrikanischer Tiere symbolisieren die Fußballnationalmannschaften Afrikas. Der "Aigle du Mali," der malische Adler ist natürlich auch dabei und steht neben dem Elefanten der Ivorer. Auf dem Platz gibt es Bänke zum Ausruhen und sogar Schattenplätze und ein wenig Rasen. Abends füllt sich der Platz mit jungen Leuten, die gemeinsam ein paar Sportübungen machen, flirten oder einfach gemeinsam entspannen und den Familienritualen entfliehen wollen. Den drumherum fahrenden regen Verkehr stört scheinbar niemanden.

Der gefüllte Platz am Abend macht deutlich, wie viele junge Leute es in Mali gibt. Ich kenne keinen einzigen nicht kommerziellen Platz in Essen, der so gut besucht ist.

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10.03.2019 Einweihung der Gesundheitsstation und des Brunnens

An unserem dritten Tag im Sahel heisst es: schick machen und feiern. Die Gesundheitsstation wird in Betrieb genommen und der Brunnen mit Solarpumpe wird eingeweiht. Das mit dem "schick machen" ist nach zwei Nächten im Sahel ohne Spiegel,ohne Fön und dem ständigen Staub eine Herausforderung. Ich bin darauf angewiesen, dass die Mitreisenden ihr Urteil abgeben. Irgendwann gibt es keine Kritik mehr zum Outfit.

Für das Dorf hat die Party schon mit einer "Vorabendparty" mit Musik, Gesang und Trommeln angefangen. Der Tag der Einweihung ist von vielen Reden vom Präfekten über den Arzt der kommunalen Gesundheitsstelle bis hin zu den Dorfchefs, den Frauenvertretungen und der SOLISA Delegation geprägt. Regionale Tanzdarbietungen runden das Programm ab. Die Bevölkerung freut sich über die neue Einrichtung und eine Schwangere sagt, sie möchte die erste sein, die dort entbindet.

Der symphatische qualifizierte Krankenpfleger aus der Region Segou bildet mit einer Apothekenhelferin das Team vor Ort. Niakate von SOLISA ruft die Bevölkerung dazu auf, über Mundpropaganda auf dem Markt, am Brunnen und auch in den umliegenden Siedlungen der Mauren über den neuen lokalen Gesundheitsservice zu informieren. Im Anschluss an die zahlreichen Redebeiträge und der Führung durch die Einrichtung gibt es das ersehnte Festessen.
Ich musste bereits früh am Morgen das Todesurteil über zwei Schafe und ein Rind fällen. Jetzt bekommen alle Gäste und das ganze Dorf etwas von dem frisch zubereiteten Fleisch.

Am Abend findet eine weitere Sitzung mit dem Verwaltungskomitee und dem Personal unter SOLISA Moderation statt. SOLISA erwartet, dass sich die neue Gesundheitsstation möglichst bald mit dem ausgezeichneten Zentrum in Kainera austauscht. Wir Europäer sprechen da wohl über einen "Best Practise" Austausch.

Morgen reisen wir zurück nach Bamako. Mein letztes Bild vor dem Einschlafen ist das beeindruckende rege Treiben am neuen Brunnen. Familien mit Eselskarren holen kanisterweise Wasser und Nomaden kommen mit ihren grossen Viehherden an die separat angelegte Viehtränken. Die eingesetzten Wasserwärter haben jede Menge zu tun.

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09.03.2019 - Ein arbeitsreiche Tag

Wasser-PumpstationIn Kandiare starten wir am Morgen mit einem Besuch beim Dorfältesten. In Mali ist dies eine wichtige Höflichkeitsgeste. Es folgt die Besichtigung der neuen SOLISA Einrichtungen im Ort. Das sind neben der Gesundheitstation noch ein Brunnen mit Solarpumpe, ein gemeinschaftlicher Getreidespeicher und das Haus des Krankenpflegers sowie eine Toiletten Anlage.

Im Anschluss daran findet eine Versammlung mit den neuen Dorfkomitees statt, die für die SOLISA Einrichtungen künftig die Verantwortung übernehmen und diese als Wirtschaftsbetrieb etablieren müssen. Schliesslich geht es über die Piste in einen anderen Ort, in dem die Personalstelle der Gesundheistation neu besetzt werden muss. Diese Einrichtung entspricht nicht dem erwünschten Pflegezustand und auch der Kassenbericht und der medizinische Rapport weist Fehler auf. Hier muss SOLISA Bamako eingreifen und eine Veränderung begleiten.Ich frage mich, warum Krankenschwester und Kassenwart gleichzeitig den Ort verlassen haben und ziehe Rückschlüsse.

Wir verlassen das Dorf nach einem langen Gespräch mit dem Verwaltungsgremium und deren Einverständnis, dass SOLISA den neuen jungen Krankenpfleger einsetzt. Für die Mängelbesetigung ist das Verwaltungskomtee verantwortlich.

Den Tag beschliessen wir sehr erfreulich beim Besuch einer weiteren Gesundheisstation die wir Essener in 2014 unterstützt haben. Ein engagiertes Team aus Krankenpfleger, Pharmazeuten und 2 Helferinnen empfängt uns gemeinsam mit dem Verwaltungskomittee. Das Zentrum würde gerade mit dem Preis OMS, bestes Niveau für Gesundheit ausgezeichnet. In Kainera finden neben zahlreichen Behandlungen und Kampagnen auch 14-tägig Veranstaltungen zu bestimmten Themen wie Familienplanung oder Hygiene und gesunder Ernährung statt.

Viele Grüße und bis bald.

Annette

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07.03.2019 - Die Fahrt zu unseren Projekten in den trockenen Sahel.

Der trockene Sahel - Sahel SecDer trockene Sahel beginnt hinter der Nationalstrasse Richtung Senegal an der sich die Bezirke Kayes, Nara und Kolokani kreuzen. Man sieht keine Mangobäume mehr, statt dessen aber eine trockene Buschsavanne, die für Mali typischen Baobabbäume und einen weiten Horizont.

Besonders beeindruckend im "Sahel Sec", dem trockenen Sahel ist für mich, dass es weitab vom Niger und seinen Wasserläufen hier in der Gegend nur einige kleine Seen, "petits lacs" gibt. Jetzt, im März,in der Dürreperiode sind diese fast ausgetrocknet. Menschen und Tiere teilen sich dieses minimale Wasservorkommen. Hier am Zielort Kandiare leben zahlreiche Kaimane im gleichen Wasser das die Dorfbewohner auch nutzen. Sie sind uns heilig sagen sie mir und deshalb greifen sie auch niemanden aus dem Dorf an. Ich bin gespannt auf den kommenden Tag mit all seinen Überraschungen.

Ob hier die Menschen überhaupt minimale Lebensbedingungen vorfinden, darüber denke ich nach, während es im Auto auf der schlechten Strasse ruckelt. Die Bevölkerung lebt von der Viehzucht und da, wo es Wasser gibt, auch von einer kleinen Gartenbewirtschaftung. Der Bericht von Unicef bestätigt, dass hier in dieser Gegend Kinder unter 5 Jahren und Alte und Geschwächte aufgrund prekärer Ernährung und fehlendem Trinkwasser akut bedroht sind.

Irgendwann geht es von der Strasse ab auf eine ca. 2-stündige Tour auf die Piste mitten durch die Buschsavanne. Die Orientierung wird kompliziert, überall sind Spuren von Eselskarren, aber welche führt uns zum Ziel? Selbst Niakate von SOLISA, der vor kurzem erst hier war, verfährt sich ein paar Mal.

Überall sieht man zudem Erosionsschäden. Um die Verbreitung zu verhindern müsste der malische Staat diese künstlich befestigen. Kein Geld, heisst die fast schon übliche Antwort. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit kommen wir an und dürfen ein Zimmer im Behandlungsraum unserer "tippitoppi" neuen Gesundheitsstation beziehen. Die herzliche Begrüssung der Dorfältestesten, eine leckere Fischmahlzeit und der Tee des Sahels beenden den Reisetag. Eigentlich wollten wir wie im letzten Jahr auf unserer Malireise draussen schlafen, aber es ist zu kalt. Wir müssen sogar ein Feuer anzünden um uns zu wärmen.

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04.03.2019:

BamakoMit Allah Akhbar bin ich in der Frühe geweckt worden und gleich geht es auch schon los in die Dörfer.

4 Tage werden wir am Stück unterwegs sein. Erst geht es zu einem Schulprojekt der Krefelder Gruppe, dann geht es weiter in die Region Kayes. Wir werden unsere Moskitonetze in der neuen Gesundheitsstation in Kandiare aufschlagen und von dort aus noch einge andere SOLISA Gesundheitszentren in der Region besuchen und dort Versammlungen einberufen, bevor am Mittwoch die Einweihungszeremonie stattfindet.

Es gibt einges zu regeln. Ein Zentrum ist z. B. personell nicht besetzt da die Krankenschester geheiratet hat und ihr Ehemann ihr verboten hat berufstätig zu sein. Auch das ist Mali. Selbst wenn Frauen ein Standbein entwickeln, steht die Tradition doch noch oftmals im Weg.
Nun muss SOLISA Bamako mit dem Gesundeitskomitee eine schnelle gute Nachbesetzung der Stelle diskutieren. Eine vorgeschlagene Nachbesetzung mit einer Berufsanfängerin hat das Komitee mit der Begründung: zu jung abgelehnt.
Darüber werden wir mit dem Komitee diskutieren. Was kann es für Mali besseres geben als jungen Leuten Chancen zu geben.

 

 

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